Sonntag, 4. März 2007

Wie ticken postmoderne Menschen? (pt. 4)

Ich greife die letzte Diskussionsfrage vom vergangenen Donnerstag nochmal auf, weil wir nicht mehr dazu kamen, sie gemeinsam zu diskutieren, und bitte um Comments.

Mal ganz konkret:

Wo siehst du die Werte "Kreativität", "Gemeinschaft" und "Spirituelles Erleben" in unseren Gottesdiensten (cX und JiM) realisiert?
Wo siehst du Potential, wo hast du vielleicht schon Ideen?

Wie ticken postmoderne Menschen? (pt. 3)

Weil auch die folgenden Stichwörter der Diskussion bedürfen, ergeht an alle CC-Emerger und Forumsleser der Aufruf, noch Ergebnisse und Meiungen aus euren Diskussiongruppen mit Hilfe der Kommentarfunktion anzufügen!


Mit welchen Werten können wir uns identifizieren, bzw. was wünschen wir uns von Kirche?


(Wunsch nach dem) Erleben von Gemeinschaft

Dazu ein par Worte:
Ein Mädchen hatte nach dem Burning Man in ihr Tagebuch notiert, dass sie v.a. ein Gefühl intensiver Gemeinschaft erlebt hätte (und das, obwohl ihre Freunde zu betrunken für tiefsinnige Gespräche waren...)
Was bedeutet Gemeinschaft? Dass alle das Gleiche tun? Dass alle gemeinsam etwas tun? Ein viel strapazierter Begriff...
Oder entwickelt sich vielleicht gerade so eine Art "postmodernes Gemeinschaftsgefühl", wie wir das z.T. bei 24/7 erlebt haben: Im Gebetsraum war man meist allein, und doch waren die Personen, die zuvor gebetet und ihre Spuren hinterlassen hatten, spürbar. Und auch, wenn man nicht selbst im Gebetsraum war, so tauchte hin und wieder der Gedanken auf: "Jetzt gerade betet dort jemand." Oder man ging ins Internet und checkte kurz, wer am heutigen Tag beten würde...

Kreativität
Pflegen wir eine Kultur der Kreativität oder spielt sie bei uns keine Rolle, ist als Privathobby zu sehen?


Genannt wurden außerdem noch:

Experimenteller Charakter
Partizipation
Sprituelles Erleben


----------------------------------------
Wie gesagt: auch hier nur Stichwörter. Weitere Ausführungen würden zu sehr meine eigene Meinung spielen und finden sich deswegen in den Commenst bzw. ggf. auf Annes Blog.

Wie ticken postmoderne Menschen? (pt. 2)

Was zieht nun diese 35.000 Besucher des Burning Man an?
Aus Kunst, Menschen und Erleben lassen sich z.B. folgende „postmoderne Werte“ und Wünsche, die vorhanden sind bzw. im Festival zum Ausdruck kommen, herauslesen:

> Kreativität
> Gemeinschaftserlebnis
> Spirituelles Erleben
> Sinnliches Erleben
> Abenteuer
> Aktivismus

Die zwei Artikel von Rüdiger Halder und Kerstin Hack (z.T. leider etwas schwarz-weiß malend), die zur Vorbereitung gelesen wurden, ergänzen das Ganze noch.

Im Verlauf der Diskussion um die Frage nach Parallelen zwischen dem, was die beiden Artikel über postmoderne Menschen sagen und den Werten von Burning Man haben sich auf meinem Notizzettel (v.a. in Bezug auf das Festival) folgende Satzfetzen angesammelt (bitte gedanklich ergänzen!):

> spirituelle Offenheit
> persönliche Beiträge: JEDER kann etwas tun
> Partizipation
> alle sind gleich
> Ausdrücken was man ist und fühlt
> Wunsch „so sein dürfen, wie man ist“
> den einen „richtigen“ Lebensentwurf gibt es nicht
> groß geschrieben werden: Erleben + Erfahrung
> Vergänglichkeit und Unverbindlichkeit: Leben hier + jetzt (und nach einer Woche ist alles ohne Spuren wieder weg)
> sehr individuell
> wenig („gefühlte“) Strukturen (müssen aber da sein, sonst lässt sich Festival in der Größenordnung nicht durchführen)
> Simultaneität: alles passiert gleichzeitig (Theme Camps)
> Kreativität: persönlicher Ausdruck; diese Menschen sind alles andere als leer, sie haben viel zu geben!
> Post-Ratio: nicht denken. Tun!
> Vernunft nicht als Wert/ Motor für das Handeln
> Verschwendung? (z.B. an Zeit und Geld, die in Kunst investiert wird, die nach einer Woche wieder verbrannt wird?)
> andererseits: Verschwendung: Zeit im Büro?

Interessante (und mit Sicherheit unvollständige) Stichpunkte, aber alles eine Frage des Weiterdenkens.

Welche dieser „Werte“ finden wir auch wichtig für Kirche?
Mit welchen Werten können wir uns identifizieren, bzw. was wünschen wir uns von Kirche?

Wie ticken postmoderne Menschen? (pt. 1)

Gute Frage. Und um der auf den Grund zu gehen, haben wir uns zu Beginn des zweiten Treffens im Rahmen des emerging Forums zunächst mit dem Phänomen des Burning Man-Festivals beschäftigt, wie dies auch Frost/ Hirsch in ihrem Buch tun.

Burning Man ist ein jährlich stattfindendes Kunstfestival in der Black Rock Desert (Nevada/USA), ungefähr 150 km nord-nordöstlich von Reno. Seine Kernveranstaltung ist das Verbrennen einer überdimensionalen menschlichen Statue – des „Burning Man“.
Begründer des Festivals ist Larry Harvey. Er veranstaltete das Festival erstmals 1986 aus Liebeskummer mit nur 20 Teilnehmern am Baker Beach, einem Strand in San Francisco. Es wurde dann jährlich mit steigender Teilnehmerzahl abgehalten bis 1990 das Verbrennen der Statue am Strand verboten wurde. Daraufhin zog das Burning Man Festival in die Black Rock Desert. Mittlerweile wird die Veranstaltung von über 35.000 Menschen jährlich besucht. Die Statue ist etwa 12 Meter hoch und steht auf einem Podest, das über die Jahre immer höher wurde. Während des Festivals, das offiziell eine Woche dauert, entsteht in der Wüste eine temporäre Stadt, die anschließend wieder abgebaut wird. Es wird Sorge getragen, dass am Ort des Festivals keine Spuren (insbesondere Abfall) hinterlassen werden. Seit 1998 wird jährlich ein Motto für das Festival vergeben, das meist eine abstrakte Bedeutung hat und in verschiedenen künstlerischen Aktivitäten umgesetzt wird. Im Jahr 2005 handelte es sich um Psyche, 2007 wird das Motto „The Green Man“ lauten.
(Quelle: wikipedia)

Wenn in unserer Diskussion auch die Meinungen/ Eindrücke über das Burning Man-Festival von „faszinierend“, oder „dieses Verbrennen hat schon was von Götzendienst“ bis zu „extrem“ reichten, so wären doch die meisten von uns – hätten wir die Möglichkeit dazu – mal hingefahren, um sich das Spektakel aus der Nähe anzusehen (wobei sich die Frage stellt, ob es beim „ansehen“ bleiben, oder man in der Sog geraten würde  ).